Immer wieder erfrischend: Lucia schreibt über den Kleidertausch!

Will ich? Will ich nicht?
Analog zum guten alten Hamlet stellt sich mir immer wieder die Frage: Soll ich / soll ich nicht? Werde ich? Werde ich nicht?
Gemeint ist das ewig währende Garderoben-Dilemma: Ziehe ich dieses Kleid / dieses Oberteil / diese Sporthose noch einmal an oder ist es definitiv Zeit für einen Abschied und einen unumstößlichen Schlussstrich?
Ursprünglich wollte ich ja meine erfolgreich durchgeführte Sommerkollektion-Challenge (siehe in einem meiner Blogs) auch auf meine Winterkollektion anwenden, aber aus irgendeinem Grund fand ich hier nicht den geeigneten Einstieg. Somit hieß es ab der kühleren Jahreszeit morgens sehr oft: Was ziehe ich heute nur an?
Und wie jedes Jahr entpuppten sich ein paar Teile als die Lieblinge der Saison, andere wurden rein aus Gnade zu erlaubten Lückenfüllern. Und bei ein paar vielen Teilen habe ich es ehrlicherweise nicht einmal in Erwägung gezogen, sie zumindest einmal aus dem Kleiderschrank heraus und ans Licht zu holen und anzuprobieren.
Nimmt aber das „ein paar viele Teile“ über Wochen und Monate überhand oder hat sich die Beziehung zu einem bestimmten Teil deutlich abgekühlt, dann gilt es, zu handeln!
Allein: Ich hatte über längere Zeit einfach keine Lust, mich mit diversen Kleidungsstücken auseinanderzusetzen! Es brauchte wohl den Newsletter für den nächsten Kleidertausch, einen frühlingshaften Märzbeginn und einen trägen Samstag, um hier in die Gänge zu kommen! Aber wenn ich einmal dran bin, dann gibt es für mich kein Halten mehr! Ich würde mich da selbst fast als „radikal“ bezeichnen!
Meine Trennung erfolgte in drei Kategorien:
Kat. 1 – zu unattraktiv, vielleicht auch mit einem kleinen Loch oder ausgeleiert --- kommt in den Container
Kat. 2 – nicht schlecht, aber zu unattraktiv für den Kleidertausch --- kommt direkt in den Humana-Shop
Kat. 3 – Kleidertausch!!!
Kat. 3 fand in zwei großen Textilsäcken Platz.
Zum Glück hatte ich meinen „Privat-Chauffeur“, der mich in der Freitagabend-Rushhour geduldig von meinem Yogaunterricht abholte und zum Kleidertausch hinbrachte.
Regen!
Daher husch husch rein ins Kama Institut! Zug um Zug trudelten alle ein, die sich angemeldet hatten. Wow! So viele dieses Mal, dass es knapp wurde mit den Sitzgelegenheiten – trotz zusätzlichem Futon-Zweier-Sofa! Ich konnte mir zwar einen Klappsessel reservieren, aber kein Sitzkissen. Daher war es zwischendurch schon ein wenig schmerzhaft für meine beiden Pobacken!
1, 2, 3 … 25 Damen plus unsere geschätzte Gastgeberin – das könnte ein längerer Abend werden!
Das Gute daran: Es wurde rasch wärmer im Raum, nur der Boden blieb dauerhaft kalt. Daher hatten fast alle auch dicke Socken oder Hauspatschen an.
Reminder für später: Hauspatschen!
Alex tat ihre Freude kund ob der bunt gemischten Tausch-Willigen, verzichtete auf eine Einführungsrede bis auf den Appel: „Es darf heute nichts auf dem Tuch landen!“
Nachdem es dieses Mal keine Kleidertausch-Novizinnen gab, konnten wir direkt loslegen.
Die Proseccoflasche ging reihum – ich blieb meinem Vorsatz, bis Ostern „trocken“ zu bleiben, treu!
Mit Kandidatin #1 nahm die Tauschparty rasch an Fahrt auf, es ging ruck-zuck – und tatsächlich: jedes Kleidungsstück fand eine Abnehmerin!
Das gelang auch bei Kandidatin #2 und #3 noch ganz gut, aber mir war klar, dass wir das nicht bis zum Ende so durchziehen können und werden! So war es dann auch, wenngleich der am Schluss verbliebene „Mich-will-keiner-Haufen“ verhältnismäßig klein ausfiel.
Habe ich irgendetwas verpasst? Bislang war es doch so, dass diejenige weitermacht, die von der Vorgängerin das letzte Teil ergattern konnte. An diesem Abend aber wurde einfach aufgezeigt oder „Ich mach weiter!“ gerufen. Das führte nicht nur einmal zu ein wenig Verwirrung, weil sich zwei Ladies fast gleichzeitig meldeten und bereits ihren Koffer oder ihren prall gefüllten Sack hervorholten.
Mir hat die originäre Variante besser gefallen!
Reminder: Hauspatschen!
Wer hätte gedacht, dass dieses an sich unattraktive, wenngleich praktische Mode-Accessoire zum Highlight des Abends wurde?
Auch beim Kleidertausch kommt es auf die Präsentation der „Ware“ an. Mit welchem Geschick und welcher Geschichte kann man ein Teil, das man selbst eigentlich nicht mehr sehen kann, anpreisen und dadurch für jemand anderen verlockend machen?
Wie wär´s mit spontaner Ehrlichkeit?
Als … (Name vergessen – sorry!!!) dran war und ein paar abgenutzte silbrige Birkenstock-Latschen in die Höhe hielt und dazu trocken meinte: „Was soll ich machen? Ich bekomme ständig Hauspatschen geschenkt!“, war das so erfrischend und erheiternd, dass die Birkenstock-Latschen sofort in andere Hände (bzw. Füße) kamen. … Und das waren nicht die einzigen Hauspatschen an diesem Abend!
Ich ging zwar ohne Hauspatschen, aber mit einer leichten Jacke und einer perfekt passenden Jeans nach Hause.
Und ein Kleid, dass ich offenbar nicht verlockend genug anpreisen konnte, bekommt von mir nun doch noch eine zweite Chance, habe ich doch in meinem Kleiderschrank eine Begleitgarderobe in der identen Farbnuance entdeckt!
Der Kleidertausch bei A. geht bald ins zwanzigste Jahr – Kompliment für die Vision, die Idee, die Umsetzung und das ungebrochene Engagement!
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